Lebensmittelverschwendung bezeichnet das übermäßige und vermeidbare Wegwerfen von Lebensmitteln.
Es werden jährlich weltweit rund 1,3 Mrd. Tonnen (UN) verzehrfähige Lebensmittel entsorgt. In Deutschland sind es insgesamt rund 11 Mio. Tonnen Lebensmittel von Anbau und Tierhaltung, über die Verarbeitung und den Handel bis hin zum Konsum in Haushalten und der Außer-Haus-Verpflegung.
Die Bundesregierung setzte schon 2012 das Ziel die Lebensmittelabfälle bis 2020 zu halbieren; ähnliche Zielsetzungen gibt es seitens der UN und EU. Bisher wurde in Deutschland überwiegend auf freiwillige Maßnahmen und Bildung gesetzt und nicht viel erreicht. Im Mittelpunkt der Diskussion steht immer wieder der Umgang mit Lebensmitteln in Privathaushalten. Tatsächlich sind Lebensmittelabfälle jedoch ein Problem der gesamten Produktionskette.
In der Landwirtschaft
Nach klassischer Definition gelten Abfälle vor der Ernte (bzw. Schlachtung) nicht als Lebensmittelabfälle. Doch bereits vorher könnten z.B. durch effizientere Erntemethoden oder bessere Transportbedingungen Lebensmittelverluste vermieden werden. Außerdem kann es durch eine wenig bedarfsorientierte Landwirtschaft zur Überproduktion kommt. Sind z.B. die Lebensmittelpreise sehr niedrig, wird teilweise gar nicht erst geerntet oder es müssen Lebensmittel vernichtet werden.
Ugly food
Nach der Ernte erfolgt eine strenge Aussortierung, vor allem anhand rein äußerlicher Merkmale wie Größe, Form und Farbe. Die so aussortierten Lebensmittel (ugly foods) sind ebenso gesund und genießbar wie die anderen Lebensmittel, werden jedoch häufig vernichtet. Eine Alternative wäre z.B. der preisreduzierte Verbrauch – derartige Angebote sind allerdings selten.
Verarbeitung und Verpackung
Die Bandbreite der Lebensmittelabfälle in der Verarbeitung reicht von 210.000 bis 4,58 Mio. Tonnen. Abfalldaten nach den Branchen der Ernährungsindustrie und des -handwerks sind nicht verfügbar. Eine Ursache besteht darin, dass viele Lebensmittel durch Qualitätskontrollen fallen: Häufig sind es Fehler im Verarbeitungsprozess, die in der Qualitätssicherung dann zu einer Aussortierung und Entsorgung führen.
Auch beim Verpackungsprozess kann es zu Abfällen kommen. Beispielsweise werden bei der Verpackung von Möhren in Schalen zu lange Möhren aussortiert, während beim Angebot in Tüten auch längere Möhren in den Handel gelangen. Bei allen diesen Fällen von Lebensmittelverschwendung sind die ökonomischen Verluste der Abfälle bereits in den Preisen einkalkuliert und werden letztlich von den Verbrauchern bezahlt. Somit verdient die gesamte Wertschöpfungskette an den Abfällen.
In Privathaushalten
Gut 40% der Lebensmittelabfälle fallen in den Privathaushalten an. Bei der Zubereitung zu Hause fallen bezogen auf den gesamten Lebensmittelverbrauch prozentual weniger Abfälle an (17 %) als bei außer Haus zubereiteten und verzehrten Produkten (36 %).
Die Ursachen für die Verschwendung im Alltag sind v.a. Folgen fehlender oder falscher Planung oder unangemessener Lagerung. So sollte darauf geachtet werden, dass vor dem Einkauf eine genaue Einkaufsliste erstellt wird und auf Spontankäufe verzichtet wird. Unordnung in der Küche und im Kühlschrank führt dazu, dass Lebensmittel vergessen werden.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum
Viel diskutiert wird über das Verständnis vom Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), von dem es heißt, dass viele Verbraucher es fälschlich als Wegwerfdatum interpretieren und so noch genießbare Lebensmittel entsorgen. Bei einer Untersuchung konnten jedoch nur 18% der Befragten nicht richtig mit der Angabe umgehen.
Ein größeres Problem entsteht im Einzelhandel, da mit Erreichen des MHD die Händler für die angebotenen Waren haften. Um dem zu entgehen, werden die Lebensmittel häufig frühzeitig aus den Regalen genommen. Eine mögliche Lösungsstrategie wäre die „abgelaufenen“ Lebensmittel geprüft, gekennzeichnet und preisreduziert anzubieten. Auch die Weitergabe von Lebensmittel an gemeinnützige Einrichtungen wie die Tafel ist eine Lösung. In Frankreich existiert ein Gesetz was die Weitergabe von Lebensmitteln an Tafeln vorschreibt. Hierzulande gibt ein Teil der Supermärkte und Discounter freiwillig Lebensmittel an die Tafeln, eine gesetzliche Vorschrift besteht allerdings nicht.
(Stand Januar 2017)
Autor: KATALYSE Institut