Die Kritik an dem in der wirtschaftspolitischen Diskussion dominierenden Indikator des Bruttosozialprodukts führte zu verschiedenen Vorschlägen, Umweltaspekte in einen solchen Indikator mit einzubeziehen.
Diese Konzepte werden in der Regel dem Begriff des Ö. zugeordnet.
In der zeitlichen Dimension hat sich die Frage nach dem Sinn und Zweck des Bruttosozialprodukts als wirtschaftspolitische Orientierungsgröße gewandelt. Bis in die sechziger Jahre war der Indikator Bruttosozialprodukt unangefochtenes Maß des wirtschaftlichen Wachstums. In den 70er Jahren wurden Konzepte des qualitativen Wachstums entwickelt, die darauf abzielten, die Berechnung des Bruttosozialprodukts zu verändern, indem bestimmte Produktionen, die als nicht wohlfahrtsfördernd eingestuft wurden, ausgeschlossen und insb. außermarktliche Produktionen, wie z.B. Haushaltsproduktionen, einbezogen werden.
In den 80er Jahren mehrten sich die Hinweise, daß sich die Diskrepanz zwischen dem Indikator Sozialprodukt und der realen Wohlfahrtsentwicklung immer mehr vergrößert. Die Beeinträchtigung der Ökosystem-Potentiale und der Abbau von Naturvermögen, aber auch die kompensatorischen Kosten zur Verminderung von Umweltbelastungen und zur Reparatur von Umweltschäden (Externe Kosten) tragen in der Sozialproduktsrechnung zu einer Überschätzung der nachhaltigen Nettoproduktion bei (Leipert). Damit verlieren die Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts ihre Bedeutung als Wohlfahrtsindikatoren für die Gesellschaft. Es wird damit ein Indikator erforderlich, der einerseits die wirtschaftliche Entwicklung erfaßt, auf der anderen Seite die Naturnutzung in Rechnung stellt. Zielgröße müßte von daher ein Indikator sein, der die wirtschaftliche Entwicklung in Abhängigkeit von den Naturnutzungen erfaßt.
Die Diskussion über die Entwicklung des Ö. steht noch am Anfang. Das Ö. berechnet sich nach Stahmer aus dem Bruttosozialprodukt unter Abzug der quantitativen Verminderung z.B. der Bodenschätze und des Bestandes an Pflanzen und Tieren und der qualitativen Verschlechterung der Umweltmedien Boden, Luft und Wasser in der Berichtsperiode.
Bei diesem Konzept sind allerdings eine Vielzahl z.T. komplizierter Bewertungsfragen zu lösen, zudem existieren erhebliche statistische Defizite in diesem Bereich. Die Einbeziehung von Umweltfaktoren in ökonomische Rechnungslegungssysteme ist damit nur begrenzt möglich, zugleich besteht die Gefahr, dass ein Schwerpunkt der Aufnahme solcher Faktoren und Dimensionen erfolgt, die leicht monetarisierbar sind.
Gegenwärtig gehen die Überlegungen in zwei Richtungen, einerseits sollen zu den Berechnungen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Ergänzungen vorgenommen werden, die die ökonomisch-ökologischen Wechselwirkungen einbeziehen (Satellitensysteme), auf der anderen Seite gibt es auch Überlegungen, eine ökologische Gesamtrechnung zu etablieren.
Aufgrund der erwähnten methodischen und statistischen Probleme ist auf absehbare Zeit zu erwarten, daß die traditionelle Sozialproduktsrechnung wie bisher fortgeführt und durch ein Rechenwerk für die Darstellung der ökonomischen/ökologischen Zusammenhänge ergänzt wird.
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Autor: KATALYSE Institut