W. sind im wesentlichen computergestützte Simulationen zukünftiger Entwicklungen auf der Erde.
Zukunftsprognosen beruhen auf der Hochrechnung vorhandener Daten mit Hilfe der Kybernetik. Der Zusammenhang und die Wechselwirkungen der ausgewählten Problembereiche (je nach Zielsetzung durchaus unterschiedliche) werden in mathematischen Beziehungen ausgedrückt.
Ein erstes derartiges Modell, das das Weltbild vieler Menschen tiefgehend geändert hat, war die 1972 veröffentlichte Studie Die "Grenzen des Wachstums", erstellt von Meadows und anderen Mitarbeitern des Massachusetts Institute of Technology(MIT) im Auftrag des Club of Rome. Die Ergebnisse entwarfen ein pessimistisches Zukunftsbild: Die Fortsetzung des bisherigen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums führt noch innerhalb des nächsten Jahrhunderts wegen der Erschöpfung der Rohstoffressourcen, weltweiter Unterernährung, Umweltzerstörung und -verschmutzung zu einem dramatischen Bevölkerungszusammenbruch, falls nicht rechtzeitig eingreifende politische Maßnahmen in bezug auf Familienplanung, Stopp des Wirtschaftswachstums und Einführung umweltschonender technologischer Methoden (Recycling, Erhöhung der Wertbeständigkeit von Produkten etc.) im industriellen Bereich eingeführt werden.
Auch das ebenfalls vom Club of Rome in Auftrag gegebene differenziertere Folgemodell von Mesarovic (Cleveland, USA) und Pestel (Frankfurt), dessen Ergebnisse zwei Jahre nach dem ersten Modell 1974 mit dem Titel "Menschheit am Wendepunkt" herausgebracht wurden, kommt mit Hilfe einer Szenariotechnik, nach der die Erde in einzelne, in bezug auf Bevölkerungsentwicklung, Ressourcen etc. miteinander verkoppelte Regionen aufgeteilt wird, zu ähnlichen Ergebnissen, die in der Forderung nach einer neuen globalen Wirtschaftsordnung und fairen und dauerhaften Systemen der Verteilung der Weltressourcen kumulieren.
Global 2000: Der Bericht an den Präsidenten, 1980 herausgegeben vom Council on Environmental Quality/US-Außenministerium, stellt bis heute eines der detailliertesten Bilder der Welt in der Reihe der pessimistischen Modelle dar, begrenzt allerdings auf den engen Zeitraum bis zum Jahr 2000. Dokumentiert wird zusätzlich eine Bestandsaufnahme schon feststellbarer und noch zu erwartender Umweltschäden. Selbstkritische Methodenanalysen ermöglichen Einblick in die Dateninterpretationsgrundlagen. Prognosen werden gestellt mit der Annahme anhaltender gegenwärtiger politischer, ökonomischer und technischer Entwicklungstrends, in die keine Störungen durch katastrophale technologische Rückschläge oder Kriege eingreifen. Die Aussagen sind erschreckend genug: Bis zum Jahr 2000 werden in den unterentwickelten Ländern (vornehmlich südliche Halbkugel der Erde) 5 Mrd Menschen leben, davon über 1,3 Mrd im Zustand ständiger Unterernährung. Mexico City wird von mehr als 31 Mio Menschen bewohnt sein, 40% des Waldes sind vernichtet, und 20 Jahre später wird kein zugänglicher Wald mehr in den unterentwickelten Ländern vorhanden sein. Damit hängt eine Verlagerung der Rohstoffproblematik, weg vom Metall- und Energiebereich, hin zu wirklich unwiederbringlichen Rohstoffverlusten durch Vernichtung genetischer Reserven (Genbank) pflanzlichen und tierischen Lebens, zusammen.
Entscheidende Veränderungen haben diese aufrüttelnden Modelle nicht bewirkt. 1991 veröffentlichte der Club of Rome seinen zweiten Bericht "Die globale Revolution"; die Kernaussage: Heute ist die Welt in einem schlechteren Zustand als vor 20 Jahren. Die Zeit, um endlich zu reagieren, ist sehr viel kürzer geworden. Industrialisierung, Umweltverschmutzung und Ausbeutung nicht erneuerbarer Rohstoffe, Bevölkerung und Nahrungsmittelbedarf wachsen in einem Tempo, daß ohne eine globale Revolution das baldige Ende der Menschheit gewiß ist. Der Club of Rome hält die derzeitigen Marktmechanismen für ungeeignet, globale Probleme zu lösen, und "Konsum in seiner gegenwärtigen Form kann nicht überleben". Besondere Bedeutung wird dem Treibhauseffekt beigemessen. Um die drohende Klimakatastrophe zu verhindern, schlägt der Club of Rome eine weltweite Kampagne zum Energiesparen vor und ein Crash-Programm, um die Weltenergieversorgung auf regenerative Energiequellen umzustellen. Selbst die nukleare Option (Kernkraftwerk) wird nicht von vornherein ausgeschlossen. Das jüngste W. stammt von Dennis und Donella Meadows ("Die neuen Grenzen des Wachstums", 1992): Die vergangenen zwei Jahrzehnte staatlichen Umweltschutzes haben nicht nur die Umweltschäden nicht reduziert, es hat auch keine signifikanten Veränderungen im weltweiten Wachstumsprozeß gegeben. Die vergangenen Jahrzehnte sind im Sinne des notwendigen revolutionären Wandels verschenkt worden. Die befürchtete Grenze der Belastbarkeit der Erde ist an vielen Stellen bereits überschritten, einige Weltregionen stehen vor dem Kollaps. Die Grundübel sehen die Meadows in der Wachstumsideologie und dem inhärent kurzfristigen Profitstreben und dem ebenso kurzsichtigen politischen Handeln. Ein radikaler Wandel im Wirtschaften und in der Ethik sei notwendig, es gelte, in den westlichen Industriegesellschaften schnell eine neue, beispielhafte Kultur der Genügsamkeit zu entwickeln. Nach der landwirtschaftlichen Revolution vor 6.000 Jahren und der industriellen Revolution Anfang des 19. Jh. stehen wir nun vor der dritten Anpassungsperiode in der Menschheitsgeschichte, der Revolution zur weltweiten Anpassung an die Grenzen der Umwelt.
GAIA, Biosphäre II, Energiewende
Autor: KATALYSE Institut