Molekularbiologisch: Sammlung klonierter DNS-Fragmente, die dem Genom eines Organismus entstammen.
Zum Anlegen einer G. wird das Genom durch spezifische Enzyme (Restriktionsenzyme) in geeignete Fragmente zerlegt, in einen geeigneten Vektor eingebaut und anschließend vermehrt (Klonieren). Im Idealfall ist jede DNS-Sequenz des Genoms als klonierte Sequenz in der G. repräsentiert.
Botanisch: Institution, in der Samen und vermehrungsfähige Gewebe von Nutz- und Wildpflanzensorten konserviert werden.
G. sollen der Verarmung der genetischen Vielfalt der Nutzpflanzenarten entgegenwirken (Artensterben). In dem Maße, in dem die grüne Revolution mit ihren Hochertragssorten regionale Varietäten verdrängt, zerstört sie ihre eigenen Grundlagen: Ohne die Genreserven von Wildarten und Primitivsorten lassen sich die Kulturarten nicht mehr ausreichend verjüngen und neuen Erfordernissen, z.B. neuen Schädlingen, anpassen. So konnte z.B. der Gerstenanbau in Kalifornien, der in den 50er Jahren durch einen Virus bedroht wurde, nur durch das Einkreuzen einer dagegen resistenten Sorte gerettet werden, die man nach langer Suche in Äthiopien gefunden hatte (Resistenz, Resistenzzüchtung).
Es gibt ca. 60 staatliche G., die meisten und größten in den Industrieländern. Hinzu kommen die Gensammlungen von Konzernen, die meist keine Auskunft über ihre Bestände geben, geschweige denn sie anderen zugänglich machen. Von allem genetischen Material, das langfristig eingelagert ist, befinden sich fast 90% in Europa und Nordamerika. Das führt zu einer doppelten Abhängigkeit der Dritten Welt: Während ihre eigenen genetischen Reserven in die Agrarforschungszentren der Industrieländer fließen (und von dort gegebenenfalls teuer zurückgekauft werden müssen), werden diese Ressourcen gleichzeitig so von importierten Züchtungen verdrängt, daß die einheimischen Bauern ihre Formen nicht mehr weiter selektieren können.
Der Verlust von Sorten, die sich jahrtausendelang mit ihren Standorten auseinandergesetzt haben, läßt sich durch das G.-System nicht kompensieren.
Autor: KATALYSE Institut