Die Vollwertkost nach Dr. Max Otto Bruker ist eine überwiegend ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise, die auf der Lehre Werner Kollaths basiert.
Dieser vertrat die Ansicht, Lebensmittel so natürlich wie möglich zu verzehren. Brukers Empfehlungen basieren auch auf seinen persönlichen Erfahrungen, die er als Arzt in der Therapie verschiedener Erkrankungen gemacht hat. Bruker ließ es nicht nur bei einem Appell, wie Kollath, sondern griff vielmehr die Nahrungsmittelindustrie an, indem er diese für 80 Prozent aller Zivilisationskrankheiten verantwortlich machte. Bruker kritisierte u.a. auch Claus Leitzmann, der die weniger strikte Form der Vollwertkost, die Vollwert-Ernährung vertritt.
Leitzmann entwickelte nach seinem zwölfjährigen USA Aufenthalt und fünf Jahren in Asien zusammen mit Thomas Männle und Karl von Koerber die Vollwert-Ernährung (Gießener Konzeption). Grundlage, dafür waren Leitzmanns Auslandserfahrungen und die Erfahrungen von Männle und von Koerber. Diese hatten während eines Praktikums bei Bruker Einblick in die Vollwertkost bekommen. Sie beobachteten, dass bislang kränkelnde Patienten sich mit Brukers Vollwertkost gesund und vital fühlten. Leitzmann lehnt jedoch den Begriff Vollwertkost strikt ab, da kein einzelnes Lebensmittel an sich vollwertig sein kann. Es kommt auf die Ernährungsweise als Ganzes an, d.h. dass neben gesundheitlichen Aspekten auch soziale und ökologische Aspekte beachtet werden sollen. Die Vollwert-Ernährung hat zudem weder Regeln noch strikte Verbote, sie basiert ausschließlich auf Empfehlungen.
Für Bruker sind Lebensmittel zur Erhaltung der Gesundheit unerlässlich. Nahrungsmittel sind lediglich Träger von Nährstoffen und reichen für die Gesunderhaltung nicht aus. Der Gehalt an Vitalstoffen (Mineralstoffe, Vitamine, Enzyme u.a.) ist das Kriterium für die Qualität eines Lebensmittels. Nach Bruker sind diese nicht mehr im Nahrungsmittel enthalten.
Brukers Empfehlungen für eine vollwertige Kost:
- Verzicht auf Nahrungsmittel, weitgehender Verzicht auf Fleisch und Wurst,
- Eingeschränkter Verzehr von Käse, Eier und Milchprodukten,
- Keine Säfte, da sie bei Magen-Darm empfindlichen Personen zu Unverträglichkeiten anderer Nahrungsmittel führen- dafür viel Kräutertee und Wasser,
- Viel Frischkost (frisches Obst und Gemüse),
- Naturbelassene Fette,
- Vollkornprodukte,
- Ein tägliches „Muss“ ist, der Frischkornbrei zum Frühstück. Dazu werden unterschiedliche Sorten Getreide über Nacht in Wasser eingeweicht, anschließend mit Obst und Sahne gemischt. Dadurch sollen besonders viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe aufgenommen werden,
- Keine Kalorienbeschränkung, allerdings nur drei Mahlzeiten am Tag,
- Grundsätzlich Lebensmittel aus ökologischem Anbau.
Ernährungsphysiologische Bewertung:
- Die Ursachen für ernährungsbedingte Erkrankungen sah Bruker im Verzehr von Auszugsmehlen, Zucker, raffinierten Ölen und Fetten. Dem Zucker schrieb er zudem die Unheilbarkeit verschiedener Krankheiten zu. Mit der Vollwertkost sollen nicht nur Krankheiten verhütet, sondern auch geheilt werden. Bruker wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, wissenschaftlich unhaltbare und zudem für den Verbraucher verwirrende Aussagen, Erklärungen und Versprechungen zu verbreiten. Beispiele: „Die Zuckergier des Kindes ist ein klassisches Zeichen eines Vitalstoffmangels“, „Fett macht nicht fett“, „Krebs lässt sich bis zu einem gewissen Grad durch Vollwertkost verhüten und je nach Stadium heilen“ oder dass erhitzte Milch gesundheitsgefährlich ist.
- Bei Menschen, die ihre Ernährungsweise zu schnell auf Vollkornprodukte umstellen, kann es zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie schmerzhafte Blähungen und Durchfall kommen. Für diese Beschwerden sind bakterielle Zersetzungsvorgänge verantwortlich, bei denen aus nicht oder schlecht verdauter ballaststoffreicher Kost toxische Gärungsalkohole und biogene Amine entstehen. Diese können die Darmschleimhaut und den sich im Darm befindliche Teil des Immunsystems schädigen.
- Nach Bruker soll so früh wie möglich, bereits im Säuglingsalter, mit der Vollwertkost in Form von Frischkornmilch oder Frischkornbrei angefangen werden. Säuglinge und Kleinkinder sind jedoch noch nicht in der Lage rohes Getreide zu verdauen, da der Magen-Darm-Trakt noch nicht ausreichend entwickelt ist. Glutenhaltige Getreideprodukte können das Auftreten einer Zöliakie begünstigen. Getreide soll erst nach dem vierten Lebensmonat und in erhitzter Form gegeben werden, um Unverträglichkeitsreaktionen und die Gefahr von Allergien zu vermeiden.
- Für Erwachsene ist die Vollwertkost als Dauerkost zu empfehlen. Bei einer vielseitigen Lebensmittelauswahl ist mit der Vollwertkost eine bedarfsgerechte Ernährung möglich.
Quellen:
DER BROCKHAUS: Ernährung. Mannheim 2001.
HAHN, A.; STRÖHLE, A.; WOLTERS, M.: Ernährung- Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. Stuttgart 2005.
LÖBBERT, R. et al.: Lebensmittel. Haan-Gruiten 2004.
http://www.oekolandbau.de
http://www.oekotest.de
LÖBBERT, R. et al.: Lebensmittel. Haan-Gruiten 2004.
Weiterführende Literarur:
BRUKER, M.: Lebensbedingte Krankheiten. 2001.
BRUKER, M.: Unsere Nahrung- unser Schicksal. 2001.
GUTJAHR, I.: Das große Dr. M. O. Bruker- Ernährungsbuch. 2000.
Autor: KATALYSE Institut