Vegetarier sind Anhänger einer alten alternativen Ernährungsform- dem Vegetarismus. Bei dieser Form werden nur pflanzliche Produkte und teilweise auch Produkte vom lebenden Tier konsumiert.
Umgangssprachlich werden Personen als Vegetarier bezeichnet, die auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln verzichten oder zumindest extrem einschränken.
Ernährungsgeschichte
Über Jahrmillionen hinweg bevorzugte der Mensch pflanzliche Kost, was sich bis heute an anatomischen und physiologischen Merkmalen nachweisen lässt. Die rein vegetarische Kost ist jedoch eine Erscheinung der Kultur und nicht in der Natur des Menschen begründet.
Historische Entwicklung
Die Sekte der Orphiker in Griechenland und der griechische Philosoph Pythagoras gaben im 6. Jahrhundert v.Chr. dem Vegetarismus die ersten Impulse. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Vegetarismus noch "Pythagoräismus" genannt. Mit der Lebensreform-Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts, erreichte der Vegetarismus in Deutschland eine breite Öffentlichkeit. Der Ansatz dieser Reform war neben einer vollwertigen Ernährung die Zunahme des Fleischkonsums in den 1850er Jahren und die damit verbundene Zunahme der Zivilisationskrankheiten. Mit der Umweltbewegung in den 1970er Jahren kam ein weiterer Aufschwung. Heute werden nicht nur gesundheitliche, sondern auch tierethische Aspekte ins Blickfeld genommen.
Formen
Vegetarismus ist keine einheitliche Ernährungsform, sondern umfasst verschiedene Kostformen, die sich in der Lebensmittelauswahl, Zielen und Beweggründen unterscheiden. Die Hauptmotive finden sich in ethisch-religiösen, gesundheitlichen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten. Nach der Lebensmittelauswahl unterscheiden sich ovolacto, ovo-, lacto-, vegetarische und vegane Kost. Kostformen nach Bircher-Benner, Waerland, Schnitzer und die Evers-Diät werden zwar nicht ausdrücklich als vegetarisch bezeichnet, sind es ihrem Erscheinungsbild nach. Die Ernährung nach der chinesischen und Mazdaznan Ernährungslehre, Mayr-Kur sowie verschiedenen Rheuma-Diäten zählen ebenso zur vegetarischen Ernährungsweise.
Die Anzahl der Vegetarier in Deutschland hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr als verzehnfacht. Der Vegetarierbund Deutschland zählt knapp sieben Millionen Vegetarier, wobei die meisten Ovolaktovegetarier sind. Diese Gruppe verzehrt weder Fleisch noch Fisch und daraus hergestellte Produkte. Allerdings sind die Ansichten zum Einsatz von Chymosin bei der Käseherstellung unterschiedlich. Neben pflanzlicher Nahrung sind Milch, Milchprodukte und Eier sowie andere Produkte vom lebenden Tier erlaubt.
In diesem Zusammenhang wird seit einiger Zeit auch von Pudding– und Semivegetariern gesprochen. Puddingvegetarier bevorzugen, entgegen der Grundregel alternativer Ernährungsformen, stark verarbeitete Lebensmittel mit einer geringen Nährstoffdichte (Weißmehlerzeugnisse, Zuckerwaren). Semivegetarier schränken den Verzehr von Fleisch und Fisch sehr, aber nicht ganz, ein.
Die Gruppe der Ovovegetarier meidet Milch und Milchprodukte, verzehrt aber Eier. Zur ovo- vegetarischen Ernährung zählen die Evers-Diät, Schnitzer-Normalkost. Diese Form wird eher selten praktiziert.
Dagegen meiden Lactovegetarier Eier und mit Kälberlab hergestellten Käse. Die Waerland-Kost sowie verschiedene Rheumadiäten werden zu dieser Form gezählt.
Als strengste Form des Vegetarismus wird die vegane Ernährung bezeichnet. Veganer meiden alle vom Tier stammenden Produkte (Nahrungsmittel mit Gelatine, Milch, Honig etc.) und Gebrauchsgegenstände (Lederschuhe und –taschen, Pinsel, Federn, Bürsten aus Tierhaar etc.). Bei mangelnden Kenntnissen der Lebensmittelzusammensetzung ist eine vegane Rohkost auf Dauer abzulehnen.
Ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse
Nach einer Langzeitstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg erkranken Vegetarier seltener als "Normalesser". Die Todesrate durch Schlaganfälle und Herzinfarkt lag um 50 Prozent niedriger als im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Das Vorkommen Krebserkrankungen war bei Männern um 50 Prozent, bei Frauen um 25 Prozent niedriger. Auch chronische Krankheiten wie Durchblutungsstörungen und Bluthochdruck traten seltener auf. Die beste Gesundheit wiesen gemäßigte Vegetarier auf, die, im Gegensatz zu strengen Vegetariern, nicht auf tierische Produkte wie Eier und Milch und Milchprodukte verzichten.
Kennzeichnung
Viele Produkte enthalten versteckte, tierische Bestandteile, z.B. Gelatine in Süßigkeiten, Speckfett in Tomatensuppe, Schweineschmalz in Gemüsepizza und andere. Klarheit schafft das V-Zeichen der europäischen Vegetarier-Union. Es dürfen nur Produkte mit diesem Label gekennzeichnet werden, die keine Zutaten oder Substanzen von getöteten Tieren enthalten. Zusätzlich kann das Wort "vegan" beigefügt werden, wenn keinerlei tierische Stoffe oder Substanzen enthalten sind. Das Prüfzeichen wird vom Vegis Lizenzvertrieb vergeben.
Quellen:
LEITZMANN, C.; HAHN, A.: Vegetarische Ernährung. Stuttgart 1996.
LÖBBERT et al.: Lebensmittel. Haan-Gruiten 2004.
KOERBER, K.; MÄNNLE, T.; LEITZMANN C.: Vollwert-Ernährung. Heidelberg 1999.
DER BROCKHAUS: Ernährung. Mannheim 2001.
SPEKTRUM: Lexikon der Ernährung. Berlin 2002.
Autor: KATALYSE Institut