In der BRD existierten 1988 27 S., davon 14 in Nordrhein-Westfalen, 5 in Hessen und 4 in Bayern.
Von den 27 S. werden 6 öffentlich betrieben, die übrigen 21 befinden sich auf betriebsinternem Firmen- oder Krankenhausgelände. Der Vorteil der nicht öffentlich betriebenen S. besteht in den kurzen Transportwegen der Sonderabfälle, der Nachteil in der schlechteren Kontrollmöglichkeit der S. durch Aufsichtsämter. Im Oktober 1989 stellte die BRD die Abfallbeseitigung auf See ein. Ein Zubau entsprechender Verbrennungskapazitäten bzw. eine Abnahme der zu entsorgenden Sonderabfallmenge lag jedoch nicht vor.
Daher ist es nicht auszuschließen, daß ursprünglich für die Seeverbrennung vorgesehene hochchlorierte Kohlenwasserstoffe illegal beseitigt werden, etwa durch Zumischen zu Altölen oder durch Deklarierung und Weitergabe als Wirtschaftsgut. Die S. unterscheidet sich von der Hausmüll-Verbrennungsanlage zunächst durch eine breitere Variation der zur Verbrennung kommenden Einsatzstoffe. Während dem Transport und der Lagerung dieser Stoffe können Emissionen giftiger oder brennbarer Substanzen in die Luft eine zusätzliche Gefährdung darstellen. Die Verbrennung selbst erfolgt in Drehrohröfen bei Temperaturen, die meist höher liegen als bei Hausmüllverbrennungsanlagen.
Emissionen von S.: Die Art der emittierten Schadstoffe unterscheidet sich kaum von der aus Hausmüllverbrennungsanlagen emittierten Schadstoffe, jedoch ist bei S. mit höheren Emissionsspitzen zu rechnen. Ein höheres Gefährdungspotential ist daher durch kurzfristige Emissionsspitzen denkbar. Die Belastung durch Dioxine und
Furane ist bei S. gewöhnlich kleiner als bei Hausmüllverbrennungsanlagen, da meist eine homogenere Stoffzusammensetzung als beim Hausmüll vorliegt, auf die die Verbrennungsbedingungen eingestellt werden können. Selbst bei der Verbrennung von PCB liegen die Dioxin/Furan-Emissionskonzentrationen unterhalb der durchschnittlichen Emissionskonzentration von Hausmüllverbrennungsanlagen.
Die Menge an emittierten Schadstoffen von S. hängt von der Verbrennungstemperatur und der Verweilzeit der Schadstoffe in der Hochtemperaturzone ab. Je höher beide Größen sind, desto geringer ist der Schadstoffausstoß über die Abgase.
Rückstände aus S.: Aufgrund der höheren Verbrennungstemperaturen liegt dieSchlacke aus S. meist schmelzflüssig vor. Die Schadstoffe sind damit stärker in die glasartige Masse eingebunden und können aus dieser weniger gut herausgelöst werden, als dies bei den Schlacken aus Hausmüllverbrennungsanlagen der Fall ist. Damit ist das Gefährdungspotential der Schlacke aus S. eher geringer einzuschätzen als bei der Schlacke aus der Hausmüllverbrennung.
Die Tatsache, daß die Gefahrenpotentiale durch Emissionen und Schlacken aus S. häufig ähnlich oder sogar geringer als bei der Hausmüllverbrennung einzustufen sind, belegt nicht das geringe Gefahrenpotential von S., sondern vielmehr das hohe und häufig unterschätzte Gefahrenpotential bei der Hausmüllverbrennung.
Autor: KATALYSE Institut