Streumittel

Man unterscheidet abstumpfende (Splitt, Granulat, Sand, Kies o.ä.) und auftauende S. (Streusalz, Harnstoff).

Bis in die 80er Jahre wurde in der BRD fast ausschließlich Streusalz als S. verwendet. Dies wird hauptsächlich aus Kochsalz (NaCl) oder einem Kochsalz-Kalziumchlorid-(NaCl-CaCl2)Gemisch hergestellt. Seinen Höhepunkt erreichte der Streusalzeinsatz in den strengen Wintern 1978/79 und 1980/81, als allein auf Bundesautobahnen und Bundesstraßen 770.000 bzw. 776.000 t Streusalz gestreut wurden.
Der über Jahre hinweg hohe Streusalzeinsatz verursachte große Schäden an Pflanzen. Indirekt erfolgt eine Schädigung durch eine Änderung der Bodeneigenschaften (Bodenbelastung). Mit der Versalzung der Böden geht die Auswaschung von Nährstoffionen, die Verdichtung des Bodens und eine Erhöhung des pH-Werts einher. Dadurch wird die Nährstoffaufnahme der Pflanze gestört. Eine direkte Schädigung erfolgt durch Kontakt mit dem Spritzwasser durch Wasserentzug im Wurzelbereich und einem Überangebot an Natrium und Chlorid. Folgen sind vorzeitiger Blattaustrieb, Blattnekrosen, vorzeitiger Laubabfall und letztendlich das Absterben der Pflanze. Besonders tausalzgefährdet sind Straßenbäume in den Städten.
Weitere Folgen des Einsatzes von Streusalz: Anreicherung des Grundwassers mit Chlorid durch Auswaschung des Bodens, Korrosionsschäden an Betonfahrbahnen, Betonbrücken und Kraftfahrzeugen (Autowäsche).
Hauptargument für eine weitere Streusalzverwendung war immer die Verkehrssicherheit. Studien in Berlin und Hamburg haben jedoch belegt, dass ohne Streusalz die Verkehrssicherheit im Winter nicht sinkt. Die Wirkung von Streusalz ist nur kurzfristig. Wenn zu tiefe Temperaturen herrschen, können gesalzte Flächen vereisen. Mittlerweile ist in ca. 80% aller Städte im alten Bundesgebiet der Einsatz von Streusalz verboten. Auf Straßen, wo ein Streusalzeinsatz unvermeidbar ist, kann der Verbrauch durch eine Verbesserung des Winterdienstes (besser dosierende Streufahrzeuge) verringert werden.
Umweltfreundlichere Alternativen zu Streusalz sind die abstumpfenden S.. Von ihnen geht keine Pflanzenschädigung aus. Ihr Nachteil liegt jedoch darin, dass sie Straßenmarkierungen aufreiben und der Verschleiß von
Auto- und Fahrradreifen verstärken (Abrieb). Zudem müssen sie nach jedem Winter von Straßen und Wegen aufgekehrt, von anhaftenden Schwermetallen, Ölen etc. gereinigt oder deponiert werden, damit sie nicht die Kanalisation verstopfen.
Da es das ideale S. nicht gibt, sollten Privatpersonen wie Kommunen sich Gedanken machen, wann und wo ein S.-Einsatz sinnvoll ist. Auf normalen Straßen und Gehwegen sollte nur mit abstumpfenden S. gestreut werden und nur in Ausnahmefällen oder potentiellen Gefahr- oder Unfallstellen (Steigungen, Kreuzungen, Treppen o.ä.) sparsam gesalzen werden.

 

Autor: KATALYSE Institut

Veröffentlicht in Alphabetisch, N - S, S, Substanzen & Werkstoffe.

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