Griechisch: Weißblütigkeit.
Allgemein ist Leukämie eine bösartige Entartung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Leucos ist griechisch und heißt weiß; -ämie, -häm kommt auch aus dem Griechischen und bedeutet Blut. Zusammengesetzt heißt es also in etwa „Weißblütigkeit“. Damit ist nicht gemeint, dass das Blut weiß aussieht, sondern diese Bezeichnung entstand, weil im Falle dieser Erkrankung (meistens) sehr viele weiße Blutkörperchen im Blutausstrich gefunden werden.
Alle Blutzellen werden im Knochenmark gebildet, sowohl weiße als auch rote (Erythrozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). Dort befinden sich so genannte Stammzellen, aus denen über mehrere Zwischenstufen die reifen Zellen heranwachsen. Die Leukozyten werden in verschiedene Arten unterteilt: Lymphozyten (T- und B-Zellen, für die Immunabwehr zuständig), Granulozyten und Monozyten (kleine und große Fresszellen, die für die Beseitigung von Eindringlingen, Fremdstoffen und Zellschrott zuständig sind).
Im Prinzip kann jede Zelle entarten, ob Stammzelle, unreife Zwischenstufe oder reifeZelle. Entartete Zellen sind Zellen, die sich ungehemmt vermehren und die nicht korrekt funktionieren, so dass im Falle der Leukämie das Blut mit Zellen überschwemmt wird, die ihre Aufgaben nicht erfüllen können. Die funktionsfähigen gesunden Zellen werden in den Hintergrund gedrängt, und das führt zu mangelnder Abwehr gegen schädliche Einflüsse von außen.
Leukämie kann daher in verschiedenen Formen vorkommen.
1. Akute Lymphatische oder Lymphoblastische Leukämie (ALL), eine bösartige, schnell verlaufende Form, bei der die Reifung der B-Zellen verhindert wird; die häufigste Form im Kindesalter.
2. Akute Myeloische Leukämie (AML), die zweithäufigste Form bei Kindern, die aber auch bei älteren Personen vorkommen kann.
3. Chronische Lymphatische Leukämie (CLL), die gehäuft bei älteren Menschen von etwa 60 bis 70 Jahren Auftritt:
4. Chronische Myeloische Leukämie (CML), die bei jungen Erwachsenen bis zu älteren Menschen (20 bis 60 Jahre) vorkommt.
Der Verlauf der akuten Formen ist bösartiger und schneller als bei den chronischen Formen, allerdings sind die Heilungschancen bei Kinderleukämie in den letzten Jahrzehnten gestiegen.
Die Ursachen für die Entstehung von Leukämie ist bis heute nicht richtig geklärt. Man geht davon aus, dass bestimmte Chemikalien (z. B. Pestizide), ionisierende Strahlen (Röntgen- und Gammastrahlen, radioaktive Strahlung), Tumorviren (onkogene Viren), das Zellwachstum hemmende Medikamente, Zigarettenrauchen und genetische Faktoren und einige andere Bedingungen Auslöser sind. Zu den genetischen Faktoren zählt auch das so genannte Philadelphia-Chromosom, das man bei Patienten mit CML findet. Dieses Chromosom entsteht durch den Austausch von Genen zwischen den Chromosomen 9 und 22, wodurch neue genetische Eigenschaften entstehen.
Schäden der Immunabwehr (Immunsystem) führen zu Anfälligkeit gegen Infektionen, zu Geschwürbildungen und Pilzbefall. Durch Aussaat entarteter Zellen kommt es zur Bildung leukämischer Herde (Metastasen) in allen Organen, insb. im Zentralnervensystem und in der Haut. Früher oder später führt L. i. d. R. zum Tod. Medikamentös läßt sich die Erkrankung kaum beeinflussen.
Häufig gelingt es, durch Zytostatikabehandlung den Krankheitsverlauf zu verzögern. Bei Kindern läßt sich heute häufiger sogar eine endgültige Heilung erzielen. Die Ursachen für die Entstehung von L. sind noch nicht vollständig geklärt.
Bekannte auslösende Faktoren für L. sind ionisierende Strahlung (somatische Strahlenschäden, Kernkraftwerk, Wiederaufarbeitungsanlage, Strontium, Plutonium), verschiedene chemische Substanzen (Benzol) und eventuell auch elektrische und magnetische Felder (Hochspannungsleitung, Elektrosmog). Darüber hinaus wird der Einfluß bestimmter Viren diskutiert. Jährlich erkranken 40-50 Personen pro 1 Mio Einwohner.
Autor: KATALYSE Institut