Unter Chromosomenaberrationen versteht man Veränderungen im Erbgut, Aberration heißt auf deutsch Abweichung. Beispielsweise können bei der Zellteilung Teile von Chromosomen verloren gehen oder sie werden falsch zusammengesetzt. Die Chromosomen können auch zerbrechen und bleiben als Bruchstücke in der Zelle liegen (Strangbrüche). Teilweise bilden sich so genannte Mikronuklei (mikro = klein und nucleus = Kern): winzige zellkernartige Gebilde, die keine Funktion haben und den Zellablauf stören.
Es kommt auch vor, dass die Chromosomen bei der Zellteilung nicht gleichmäßig auf die Tochterzellen verteilt werden, so dass in der einen Zelle ein Chromosom zu wenig und in der anderen eines zu viel ist. All diese Veränderungen können zu Fehlfunktionen der Zellen oder sogar zum Zelltod führen. Darüber hinaus kann die betroffene Zelle „entarten“, d. h. sie verliert ihr normales Zellteilungsverhalten und vermehrt sich ungehemmt – ein Tumor entsteht. Eine normale Zelle „weiß“, wann sie aufhören muss, sich zu teilen. Ausgelöst werden diese „Fehler“ während der Zellteilung entweder spontan (d. h. ohne Einwirkung von außen) oder durch schädliche Einwirkungen wie Chemikalien oder Strahlen.
Früher ging man davon aus, dass nur so genannte ionisierende Strahlung (z. B. Röntgen- und radioaktive Strahlung) genug Energie besitzt, um das Erbgut zu schädigen. Heute weiß man, dass auch nicht-ionisierende Strahlung diese Wirkung hat. Anders als bei ionisierender Strahlung ist der Wirkmechanismus hier noch nicht bekannt, weshalb das Phänomen von einigen Wissenschaftlern abgestritten wird, obwohl diese Eigenschaft von nicht-ionisierenden Strahlen mittlerweile in vielen Experimenten nachgewiesen wurde.
Autor: KATALYSE Institut