Biologische Waffen

Als B. bezeichnet man Waffen, deren Wirkung auf der Toxizität von Viren oder Bakterien bzw. den von ihnen produzierten Giften beruht.

Als älteste und einfachste B. muß daß Vergiften von Brunnen mit Kadavern angesehen werden. Systematische Forschungen begannen mit dem 20. Jh. Zunächst wurde mit Krankheitserregern wie Pocken, Typhus, Milzbrand etc. experimentiert; bekanntestes Zeugnis dieser Arbeiten ist die schottische Insel Guignard, auf der im Zweiten Weltkrieg britische B.-Versuche (vor allem mit Milzbranderregern) stattfanden und deren Betreten noch heute lebensgefährlich ist.

Der kalte Krieg setzte auch auf dem Gebiet der B. ein Wettrüsten in Gang, das zur Entwicklung neuer hochwirksamer Gifte führte. Diese aus Organismen (Bakterien, Viren, Pilze) isolierten sog. Toxine stellen die giftigsten bekannten Substanzen dar, die selbst das Seveso-Dioxin 2,3,7,8-TCDD übertreffen. Je nach Anwendung wäre es möglich, mit nur 80 mg (0,08 g) Toxin A 80 Mio Menschen, das entspricht der Bevölkerung Deutschlands, zu töten.
Von Botulinos, der giftigsten Substanz, reicht theoretisch ein Gramm aus, um zehn Millionen Menschen tödlich zu vergiften.

Wegen ihrer hohen Giftigkeit, die die der chemischen Kampfstoffe bei weitem überragt, dem relativ geringen Produktionsaufwand und der Schwierigkeit für den Gegner, den eingesetzten Stoff zu identifizieren, wird den B. in der Zukunft stärkere Beachtung geschenkt werden müssen.

Im Jahre 1995 hat die japanische AUM-Sekte mit ihren Sarin-Attentaten in der U-Bahn von Toyko die neue Dimension der Bedrohung aufgezeigt. Auf Bioterrorismus spezialisierte Mitglieder der Sekte reisten sogar in den Kongo, um sich dort über das tödliche
Ebola-Virus zu informieren.

Während es bei den chemischen Waffen um rund 50 Substanzen handelt, von denen die meisten auch harmlose zivile Anwendungen finden, geht die größte Gefahr von biologischen Waffen aus, Bakterien wie Milzbrand oder Pest, Viren wie dem Pockenerreger und Toxinen wie Botulinos oder Ricin. Die Sowjetunion hat im Kalten Krieg mit Milzbrand-Erreger experimentiert, außerdem besaß sie 200 Tonnen Pesterreger und 20 Tonnen Pockenviren. Im Irak entdeckten UN-Inspektoren Mitte der neunziger Jahre Raketensprengköpfe mit Biokampfstoffen. Ein amerikanischer Extremist trug bei seiner Verhaftung 200 Gramm des leicht herzustellenden Ricins bei sich. Von dieser Substanz reicht ein Gramm, um 1000 Menschen umzubringen. Viren, Pilze und Toxine lassen sich mit handelsüblichen Sprühgeräten oder über städtische Wasserversorgungssysteme unauffällig verbreiten.

Siehe auch: Hautkampfstoffe, Nervenkampfstoffe, Lungenkampfstoffe, Chemische Kampfstoffe, Binärkampfstoffe, Milzbrand

Autor: KATALYSE Institut

Veröffentlicht in A - F, B, Chemie & Prozesse.