Auch als sekundärer Sektor bezeichnet, in Abgrenzung von Landwirtschaft (primärer Sektor) und Dienstleistungen (tertiärer Sektor).
Deutschland und die anderen Mitgliedstaaten der EG sind Industrie-Gesellschaften. Die industriell, d.h. maschinell und/oder chemisch hergestellten Produkte lassen sich in Produktionsgüter (etwa Mineralöl-Verarbeitung, eisenschaffende und Chemische Industrie), Investitionsgüter (z.B. Fahrzeug- und Maschinenbau (Automobilindustrie)), Gebrauchsgüter (Textil- und Bekleidungsindustrie, Möbelindustrie usw.) und Konsumgüter einteilen. Die vier wichtigsten, umsatzstärksten I.-Zweige sind chemische I., die elektrotechnische Industrie, der Maschinen- und der Fahrzeugbau; weitere Industriezweige sind die Kohle- und Stahlindustrie, die Atomindustrie (Kernkraftwerk), Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden, das Baugewerbe u.a.. An günstigen Standorten kommt es zu einer Konzentration (I.-Regionen) wie z.B. im Ruhrgebiet.
Seit 1980 erwirtschaftet die I. gleichbleibend knapp 37% des gemeinschaftlichen Bruttosozialprodukts der EG. Zwischen 1974 und 1987 stieg die industrielle Leistungsfähigkeit der EG-Mitgliedsländer um 17%. Derzeit beschäftigt die I. EG-weit rund ein Drittel der Erwerbstätigen. In der Tendenz findet jedoch eine Verlagerung zum personalintensiven Bereich der Dienstleistungen statt, während in der I. rationalisiert wird.
Die I. belastet Mensch und Umwelt in erheblichem Maße. Das geschieht u.a. durch den Verbrauch von Rohstoffen, Wasser und Fläche. Der Energie-Verbrauch der westdeutschen I., der gemessen am gesamten Energieverbrauch seit den 60er Jahren rückläufig war (1960 49,7%, 1986 32,1%), nimmt seit 1987 wieder zu (1989 34,7%). Westdeutschland liegt damit über dem Durchschnitt der EG (1989 31,2%).
Zu einer weiteren Umweltbelastung kommt es durch Lärmemissionen sowie durch Abwasser (Industrieabwasser) und Abluft (Schwefeldioxid, Stickoxide, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Staub), die während des Produktionsprozesses freigesetzt werden, und durch nicht verwertbare Produktionsabfälle. 1987 fielen in der BRD 204,7 Mio t I.-Abfälle, darunter 120,4 Mio t Bauschutt und 2,7 Mio t Sonderabfälle an. 43,6 Mio t wurden innerbetrieblich verwertet, 99 Mio t an öffentliche Anlagen angeliefert und 62,1 Mio t in eigenen Anlagen entsorgt (Gewerbeabfälle, Sonderabfälle, Chemische Industrie, Giftmüllexport, Atommüll).
Eine zusätzliche, indirekte Umweltbelastung besteht über die industriellen Produkte, die nach ihrer Verwendung zu großen Teilen zu
Abfall werden, da sie weitgehend noch nicht auf geschlossene Stoffkreisläufe hin orientiert sind (Umweltfreundliche Produkte). Schließlich entpuppen sich stillgelegte I.-Standorte häufig als hochbelastete Flächen (Altlasten), die aufwendiger Sanierung bedürfen.
Entscheidend für den Grad der Umweltbelastung industrieller Prozesse, Produkte und Abfälle sind einerseits die verwendeten Stoffe, andererseits die eingesesetzten Verfahren. Besonders emissionsintensive I.-Zweige sind: chemische I., Mineralölverarbeitung, Eisen- und Stahlindustrie, Buntmetallverhüttung, Galvanisierbetriebe, Batterie-Herstellung, Gewinnung und Bearbeitung von Steinen und Erden (Zementindustrie), Gerbereien (Textilindustrie), Zellstoff- und Papierindustrie.
Maßnahmen zur Verminderung der Emissionen bestehen insb. in Abgasreinigungsverfahren, Abwasserreinigung, Kreislaufführung von Wasser, Recycling von Abfällen und Produktionsumstellungen, aber im Einzelfall auch durch Produktions- bzw. Anwendungsverbote für gefährliche Stoffe und den Einsatz von Ersatzstoffen (z.B. für Asbest und FCKW). Die Entwicklung umweltfreundlicher industrieller Verfahren und Stoffe wird durch Umweltförderprogramme der EG, des Bundes und der Länder in Deutschland gefördert.
Autor: KATALYSE Institut