770 Millionen Handys sind weltweit bis Anfang 2001 verkauft worden. Im Laufe des Jahres 2002 wird voraussichtlich eine Milliarde Handys erreicht sein. Viele Experten sind Anfang der 90er Jahre davon ausgegangen, dass im Jahr 2000 auf dem Weltmarkt gerade 60 Millionen Geräte verkauft sein würden.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Handybenutzer auch in Deutschland sehr stark angestiegen: waren es im Jahre 1993 noch 800.000 Mobilfunkteilnehmer im C-Netz, so wird mit gut 55 Mio. Mobilfunkanschlüssen inzwischen die Zahl der Festnetzanschlüsse in Deutschland deutlich übertroffen.
Immer mehr Menschen möchten eine ständige Erreichbarkeit erlangen. Sende- und Empfangseinheiten in Form von Antennen (Basisstationen), die für den Empfang und die Weiterleitung der Signale unerlässlich sind, sieht man überall in der Landschaft. Besonders gefragte Aufstellorte sind vor allem Hochhäuser und Kirchen. Zunehmend stellen An- und Bewohner von hohen Gebäuden Fragen, ob durch die Nähe einer Basisstation eine mögliche Gefahr gegeben ist.
Elektrosmog ist das Schlagwort, das ist die Hochfrequenzstrahlung (HF), auch elektromagnetische Strahlung genannt, mit der die Informationen vom Handy zur Basisstation und umgekehrt übertragen werden. Als gesundheitlich bedenklich wird dabei angesehen, dass das Handy in unmittelbarer Kopfnähe betrieben wird.
Viele Studien und Forscher versuchen zu belegen, ob und inwiefern Mobiltelefonieren gefährlich ist. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: dass das Mobiltelefonieren Auswirkungen auf den Körper hat, ist unstrittig. Die gesundheitliche Relevanz ist jedoch noch nicht geklärt. Es gibt noch keine aussagekräftige Langzeitstudie in diesem Zusammenhang. Verständlich, denn diese neue Technologie ist ja erst seit ein paar Jahren in großem Maßstab in Betrieb. Wie genau die Reaktionen des Körpers auf die digitalen Funkwellen aussehen, wird sich innerhalb der nächsten Jahre klären. Es gibt Hinweise darauf, dass elektromagnetische Strahlung Verhaltensänderungen bewirkt.
In Deutschland gibt es vier Mobilfunknetzkanbieter: T-Mobil (D1-Netz), D2 Vodaphone (D2-Netz), E-plus (E1-Netz) und Viag Interkom (E2-Netz). Zusammen betreiben sie ca. 50.000 Sende- und Empfangsanlagen, die in Deutschland verteilt sind, und fast täglich kommen neue hinzu. Vor allem die neue UMTS-Technik sorgt dafür, dass die Republik nun noch einmal mit zusätzlich ca. 40.000 UMTS-Sendeanlagen versehen wird.
Die Sende- und Empfangstürme und die Mobiltelefone strahlen HF-Strahlung aus. Die Leistung der momentan handelsüblichen Mobiltelefone liegt bei bis zu 2 Watt im D-Netz und 1 Watt im E-Netz. Je schlechter die Verbindung ist bzw. je weiter man von einer Basisstation entfernt ist, desto höher wird die erbrachte Leistung des Mobiltelefons, d.h. umso höher ist die HF-Strahlung, der man ausgesetzt ist.
Die HF-Strahlung wird zum Teil vom Körper absorbiert und führt u. a. zu einer lokalen Erwärmung des Körpergewebes (dies ist die so genannte thermische Wirkung). Die Wissenschaft sieht in dieser Erwärmung einzelner Körperpartien ein Risiko für die Gesundheit. Generell stellen Menschen mit einer schlechten Thermoregulation (Personen mit Fieber, Diabetiker, Kinder und ältere Menschen) eine Risikogruppe dar. Besonders problematisch ist der unvermeidliche Betrieb in unmittelbarer Kopfnähe, denn z. B. besonders für das Auge könnte es zu negativen Folgen kommen, da es durch eine mangelnde Durchblutung keinen großen Wärmeausgleich durchführen kann. Die physikalischen Prozesse im Nervensystem und Gehirn werden auch beeinflusst. Inwieweit in diesem Zusammenhang gesundheitliche Auswirkungen auftreten können, muss die medizinische Forschung zukünftig ermitteln.
Neben diesen thermischen Auswirkungen werden auch noch andere Einflüsse auf den Stoffwechsel und die Zellstruktur diskutiert, die nicht auf die lokale Erwärmung zurückzuführen sind. Diese so genannten nicht-thermischen Auswirkungen auf den Körper sind zwar ohne Zweifel vorhanden, doch kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob oder inwiefern dies unserem Organismus langfristig schadet. Durch eine stetige Bestrahlung kann es unter besonderen Umständen z.B. zu einer Schwächung des Immunsystems kommen, einige Wissenschaftler gehen daher von einer verminderten Krebsabwehr aus. Ganz besondere Wirkungen wurden wiederholt bei digital gepulster und amplitudenmodilierter Strahlung, wie sie bei den D- und E-Netzen verwendet wird, festgestellt.
Hier spielen weniger die Leistungsfluss-Spitzenwerte als vielmehr die Puls- und Modulationsfrequenz eine Rolle. Fest steht, dass es Auswirkungen auf die Gehirnaktivität gibt, gestritten wird über die Aussagekraft der jeweiligen Studien. Stand der Dinge auch hier: man weiß, dass es messbare Veränderungen gibt, unklar ist die gesundheitliche Relevanz. Zur genaueren Klärung sind zurzeit mehrere Studien weltweit in Arbeit.
Die Bundesregierung hält nach wie vor an den im internationlen Vergleich recht hohen Grenzwerten fest und begründete dies im Dezember 2001 wie folgt:
"Deutschland hat 1996 als erstes EU-Land rechtlich verbindliche Regelungenzur Begrenzung elektromagnetischer Felder geschaffen. Die geltenden Grenzwerte gewährleisten nach heutiger Kenntnis den Schutz der Bevölkerung vor nachgewiesenen Gesundheitsgefahren. Eine vom Bundesumweltministerium veranlasste Prüfung der Strahlenschutzkommission über die Einführung von Vorsorgewerten nach dem "Schweizer Modell" hat darüber hinaus kein relevantes Risiko ergeben, sodass die Einführung von Vorsorgewerten zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissenschaftlich nicht gerechtfertigt ist. Statt dessen erachtet es die SSK als notwendig, die Kenntnisse über mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch weitere Forschung zu verbessern."
Was empfiehlt das KATALYSE Institut dem Verbraucher?
Wenn man unbedingt ein Handy haben muss, so sollte man bewusst damit umgehen und folgende Vorsorgehinweise beachten:
- Beim Kauf eines Handys auf geringen SAR-Wert achten.
- Nicht unnötig oft mobil telefonieren
- Das Handy so oft wie möglich ausschalten.
- Auf keinen Fall stundenlange Gespräche führen.
- Träger von Herzschrittmachern sollten besonders vorsichtig sein, da Störungen nicht auszuschließen sind (z.B. das eingeschaltete Handy nicht ständig in der Brusttasche tragen).
- Träger von Hörgeräten sollten entweder Abstand vom Handy bewahren oder das Hörgerät ggf. ausschalten (da es sonst zu Störungen kommen könnte).
- Bei entsprechenden Verboten (z.B. im Krankenhaus, im Flugzeug oder an der Tankstelle) die Anweisungen befolgen und das Handy ausschalten bzw. auf keinen Fall telefonieren.
Was muss man im Auto bedenken?
Beim Telefonieren mit dem Handy aus dem Auto heraus ergibt sich folgende Problematik. Aus folgenden Gründen muss das Handy mit hoher Leistung senden:
1. Man muss praktisch durch die Karosserie hindurch senden,
2. Bedingt durch das schnelle Fahren wechselt man häufig die Mobilfunkbasiszelle, um den Kontakt nicht zu verlieren.
Eine Freisprechanlage und eine Außenantenne für das Telefonieren im
Auto können die Belastungen für die Insassen erheblich verringern.
Wenn Sie weitere Informationen benötigen, empfehlen wir die neue Ausgabe unseres Buches zum Elektrosmog. Dieses Buch gibt umfassende Antworten auf Fragen, wie sich die alltägliche Belastung durch künstliche elektromagnetische Felder auf unser Leben auswirkt und wie diese Belastungen einzuschätzen sind. In dieses Werk sind neueste Erkenntnisse zu Auswirkungen auf die Gesundheit, z.B. auch beim Betrieb von Radaranlagen, aufgenommen worden.
Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung e.V. (Hrsg.),
6., überarbeitete und erweiterte Auflage 2003.
256 Seiten. Kartoniert,
€ 27,80 sFr 48,60; ISBN 3-7880-7679-8
im Buchhandel oder direkt bei:
C.F. Müller Verlag, Hüthig GmbH & Co. KG
Im Weiher 10, D-69121 Heidelberg
Tel.: 06221/489-555, Fax: 06221/489-623
http://www.huethig.de, E-Mail:cfmueller@huethig.de
Autor: KATALYSE Institut