Uferfiltrat

Wasser, das in Ufernähe eines Flusses durch Brunnen gewonnen wird.

Ein geringer Teil des Flußwassers sickert ständig durch die Flußsohle und weiter durch den Boden auf den Brunnen zu. Das U. enthält dann mit Grundwasser vermischtes Flußwasser, das durch die Bodenpassage zumindest teilweise gereinigt wurde.

Wie hoch der Anteil an ehem. Flußwasser jeweils ist, hängt u.a. von der Entfernung der Brunnen zum Fluß und vom Wasserstand des Flusses ab: Bei Hochwasser "drückt" das Wasser im Flußbett sehr stark Richtung Grundwasser, bei Niedrigwasser können die Verhältnisse umgekehrt sein, so daß dann u.U. nur Grundwasser im U.-Brunnen gefördert wird. Bei längerem Hochwasser dagegen kann der U.-Anteil bis auf 100% ansteigen.

Für die Reinigungswirkung der Bodenpassage sind verschiedenartige Vorgänge im Boden verantwortlich: Adsorption von Schweb- und Schadstoffen an Bodenpartikel, Abbau durch die im Boden vorhandenen Mikroorganismen und Verdünnung der Schadstoffe durch das Grundwasser und durch U.-Anteile, die schon länger "unterwegs" sind.

Insb. bei Stoßbelastungen des Flusses, wie sie etwa nach dem Sandoz-Unfall im Rhein aufgetreten sind, bieten U.-Brunnen eine relativ große Sicherheit für die Trinkwasserversorgung: Untersuchungen der Vorgänge bei der Uferfiltration von Rheinwasser (s. Literaturangabe) haben ergeben, daß selbst bei Annahme extrem ungünstiger Verhältnisse meist nur 1-2% der Maximalkonzentrationen der jeweiligen Schadstoffe in den Rohwässern der Wasserwerke wiederzufinden sind.

Besonders problematisch für die Trinkwassergewinnung aus U. sind schwer adsorbierbare und schwer abbaubare Schadstoffe. Hier ist insb. das EDTA zu nennen, das nicht nur Uferfiltration und Aktivkohlefilter weitgehend unbeschadet passiert (Konzentrationsabnahmen von lediglich etwa 30%), sondern auch die Gefahr birgt, daß es bei einem weiteren Konzentrationsanstieg in den Gewässern Schwermetalle in den Sedimenten und im Bodenfilter remobilisiert (Remobilisierung) und so ins Grund- und Trinkwasser einträgt.

Ca. 6% des Trinkwassers in den alten Bundesländern werden aus U. gewonnen. In Holland stellt es sogar den Hauptanteil der Trinkwasserversorgung, weshalb sich Verunreinigungen des Rheins dort besonders stark auswirken. U. erfüllt häufig die wichtige Aufgabe, das mit Nitrat aus landwirtschaftlich genutzten Regionen stark belastete Grundwasser so weit zu verdünnen, daß der Nitrat-Grenzwert der Trinkwasserverordnung eingehalten werden kann.
Trinkwasseraufbereitung, Grundwasseranreicherung

Lit.: H.Sontheimer: Trinkwasser aus dem Rhein?, Sankt Augustin 1991

Autor: KATALYSE Institut

Veröffentlicht in T - Z, U, Wasser.